Am Montag startet in Österreich die Testphase für ein Warnsystem, das im Fall von Unwettern, Umweltkatastrophen oder Krisen automatisierte Nachrichten auf Mobiltelefone sendet. Im Oktober soll es schließlich ganz ausgerollt werden.
„AT-Alert“ – die automatischen Handy-Katastrophen- bzw. Krisen-Warnungen im Falle von Unwettern, „bedrohlichen polizeilichen Situationen“ oder technischen Gefahren wie Chemieunfällen – ist nun endgültig auf Schiene. Das neue Bevölkerungswarnsystem geht ab 9. September österreichweit in die finale Testphase. Sollte in den Wochen darauf alles reibungslos funktionieren, werde der „Echtbetrieb“ ab 5. Oktober starten.
Die Testphase bedeute aber nicht, dass ab 9. September landesweit Testwarnungen versendet werden. Vielmehr würde dies nur in einzelnen Gemeinden, Bezirken oder Gebieten vonstatten gehen, erklärte der Leiter des Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagements, Elmar Rizzoli. Informiert würden ausnahmslos alle, die sich im Testgebiet aufhalten und ein Mobiltelefon mit sich führen. In Grenznähe könnten Bürger auch Warnungen eines Nachbarbundeslandes erhalten.
Start in Österreich als Ergebnis einer EU-Richtlinie
Der technische Aufwand für die zu Warnenden geht indes gegen null: Denn für das neue „Cell Broadcast System“, mit dem unter anderem eine EU-Richtlinie umgesetzt wird, ist weder eine App noch eine Anmeldung nötig. Am Mobiltelefon muss lediglich der Empfang solcher Nachrichten aktiviert sein.
Und so funktioniert es: Ausgelöst werden die Warnungen von den Landeswarnzentralen, den weiteren Sicherheitsbehörden bzw. dem Innenministerium und dann werden sie über die Mobilfunkbetreiber an alle versendet, die sich in einem bestimmten Abschnitt des Netzes, einer sogenannten „Funkzelle“, aufhalten – egal ob es sich um Einheimische bzw. ausländische Gäste oder Durchreisende handelt. „Es zählt nur der aktuelle geografische Aufenthaltsort“, erläuterte Rizzoli.
Testphase variiert von Bundesland zu Bundesland
Ausgelöst werden die Katastrophen- und Krisenwarnungen entweder durch das Innenministerium oder die Landeswarnzentrale. Dadurch soll der Informationsfluss beschleunigt werden. Ewald Litschauer, der technische Leiter der Abteilung Feuerwehr und Zivilschutz beim Land Niederösterreich, betont den Vorteil, dass es dabei „keine zusätzlichen Apps auf den Mobiltelefonen benötigt und auch keine Registrierung der Bevölkerung bei irgendeinem Dienst“. Die Zustellung erfolge stattdessen automatisch über das jeweilige Telefonnetz der betroffenen Orte und Regionen. Darüber hinaus könne man so auch Bevölkerungsgruppen wie etwa Touristinnen und Touristen erreichen.
Ob Chemieunfälle, bei denen im Umkreis Fenster geschlossen bleiben sollen oder drohende Dammbrüche: Das neue Informationssystem soll schnell informieren
Die zeitliche Testphase sei in jedem Bundesland anders geplant: In Niederösterreich wolle man das System Ende September in ausgewählten Gemeinden auf die Probe stellen, bevor ab 5. Oktober der bundesweite Echtbetrieb startet. Die landesweit 2.450 Sirenen haben haben durch die neuen Warnmeldungen künftig nicht ausgedient, wie betont wird, sondern bestehen parallel.
Warnungen höchster Stufe können nicht deaktiviert werden
Die Warnung besteht aus einer kurzen Textnachricht, die auf Deutsch und Englisch ausgesandt wird. „AT-Alert“ umfasst mehrere Warnstufen, die je nach Gefahrenlage genutzt werden könnten – von der höchsten Stufe, der Notfallmeldung, über Warnungen zu erheblichen Gefahren bis hin zu Informationen über abgängige Personen.
Die höchste Warnstufe, „Notfall“, sei automatisch aktiviert, es sollten aber auch alle anderen Warnstufen aktiviert werden, empfahl Tirols Sicherheitslandesrätin Astrid Mair (ÖVP). Sie sprach von einem „Meilenstein“, die Bevölkerungswarnung in Österreich werde mit dem neuen System „revolutioniert“. „AT-Alert“ sei aber kein Ersatz, sondern eine „Ergänzung“ zu den anderen Arten öffentlicher Warnsysteme wie Sirenensignalen, Mitteilungen des Landes oder Wetterwarnungen. „Auch wer kein Mobiltelefon besitzt, wird weiter gewarnt“, betonte die Landesrätin. Zudem unterstrichen die Verantwortlichen in Tirol, dass eine konkrete Gefahr vorliegen müsse, bevor es zu einem solchen „AT-Alert“ komme.
Mobiltelefone wählen sich – je nach Aufenthaltsort – in Telefonnetze ein. Über diese können Menschen dann entweder in ausgewählten Regionen oder ganzen Bundesländern informiert werden
In der Testphase von 9. September bis 5. Oktober werde eine Testwarnung formuliert und ausgesendet, wann sei allerdings noch offen. Das System werde dann jedenfalls nicht inflationär, sondern in tatsächlichen Notfällen verwendet, wurde auch vonseiten des Burgenlandes versichert, wo die Landessicherheitszentrale als Landeswarnzentrale fungiert. Betont wurde weiters, dass nach jeder Alarmierung auch die Entwarnung ausgeschickt wird.
Flächendeckender Einsatz ab Zivilschutzwoche im Oktober
Vorteil des neuen Warnsystems sei, dass die Nachrichten im Gegensatz zum Zivilschutzalarm – bei dem nur das Signal übertragen wird – auch Informationen zum Vorfall enthalten. In den Nachrichten finde sich neben einer knappen Erstinfo auch ein Link auf eine Homepage mit weiterführenden Details. An die Bevölkerung wurde appelliert, im Fall des Falles diese Infos aufzurufen und nicht die Notrufnummern anzurufen – da diese sonst überlastet würden.
Der Echtbetrieb soll jedenfalls nach der Testphase am 5. Oktober, passend zum Start der österreichweiten Zivilschutzwoche, vonstatten gehen. „AT-Alert“ wurde federführend vom Innenministerium entwickelt. Ursprünglich war der Start bereits für 2023 avisiert worden.
Quelle: noe.ORF.at